ANKE EDEN-JÜRGENS
„Das Landleben zwischen Kinderlachen und Kühen hält jung!“
Vergessen wir mal alle Vorstellungen, die wir von einer Landwirtin haben: Anke Eden-Jürgens, 53, ist anders. Das fängt damit an, dass sie sich nicht dem Klischee eines eintönigen Landlebens fügt. Anke denkt mitten im Leben und genau deshalb ist die leidenschaftliche Landfrau mit dem ansteckenden Lachen und der Aura einer Powerfrau so erfolgreich. Alles was sie anpackt, tut sie mit großer Begeisterung. Gebürtig aus der Nähe von Friedeburg, hat Anke vor knapp 19 Jahren zusammen mit ihrem Mann Carl einen Hof in Förriesdorf im Wangerland gekauft und betreibt hier eine moderne Milchviehwirtschaft. Die Begeisterung für Kühe gibt sie auch an junge Generationen weiter, weshalb oft Schulklassen zu Besuch sind. Aber das ist längst nicht alles...
Wir staunen nicht schlecht, als wir Anke Eden-Jürgens auf ihrem Hof besuchen dürfen: 200 Milchkühe hat die Familie in ihrem hochmodernen Stall stehen. Ansonsten betreiben die Eden-Jürgens auch Ackerbau, bauen Getreide an und Mais, aber alles nur für den Eigenbedarf, für die Tiere. Der große Hof, auf dem sie mit der Großfamilie lebt, ist für sie ein Paradies: „Die Wangerländer haben uns ganz, ganz herzlich aufgenommen, und wir fühlen uns hier pudelwohl.“
Ihr arbeitsreicher Tag beginnt in der Regel zwischen 5 Uhr und 6 Uhr früh, dann geht es in den Stall, die Kühe melken. Und die blicken, als wir den Stall betreten, ganz zufrieden drein. Was vielleicht auch daran liegt, dass die Chefin beim Melken öfter mal Musik hört, in diesem Fall „American Pie“: „Unsere Kühe kennen das, die warten schon drauf. Wir machen ja alles, damit es unseren Tieren super gut geht, die können sich auch ihr Futter selber holen und kriegen Massagen.“
Teaser-Video
Der Soundtrack zur Geschichte von 3 Miles to Essex
live aufgenommen in der Kirche am Meer in Schillig
Die Liebe zu den Tieren und zu ihrer Arbeit, die spürt man bei Anke Eden-Jürgens in jedem Moment. Sie selbst kommt auch vom Bauernhof, insofern war ihre Berufswahl eine unkomplizierte Sache: „Für mich stand immer fest, ich wollte etwas mit Landwirtschaft machen, und da haben meine Eltern gesagt, da gehst du erst mal in die ländliche Hauswirtschaft.“ Und genau das hat sie getan. Ihr Handwerk hat sie in der Landfrauenschule in Stade gelernt, bis sie dann als ländliche Hauswirtschaftsmeisterin mit Carl den eigenen Hof übernahm und seither den Laden schmeißt: „Man ist eigentlich Managerin überall, auch Familienmanagerin, in Haus und Garten. Die Büroarbeit erledige ich auch, oder ich muss mal Teile holen vom Landtechnikunternehmen.“ Das, erklärt sie uns, sei ihr Leben und so wollte sie es auch. Daran haben wir nicht den geringsten Zweifel.
Videointerview
Auf dem Hof ist Anke Mädchen für alles und noch viel mehr, obendrein betreut sie noch das eine oder andere Projekt, etwa vom Erzeuger bis zur Ladentheke: „Da zeigen wir den kleinsten Verbrauchern schon, wo die Erzeugnisse herkommen.“ Eine andere Herzensangelegenheit ist das Projekt Kochen mit Kindern, verrät sie uns und ihre Augen leuchten mal wieder: „Das mache ich seit über zehn Jahren mit einer Freundin zusammen und das begeistert mich immer wieder, den Kindern zu zeigen, was man aus diesen regionalen Produkten für tolle Sachen zaubern kann!“
Aber das ist nicht das einzige Ehrenamt, das sie innehat: Sie engagiert sich auch im Kreislandfrauenverband Friesland-Wilhelmshaven, wo sie im Vorstand und für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. „Mir liegt das einfach, mit Leuten umzugehen; ich mochte das schon immer gerne, Projekte angehen und für alles offen sein. Gerade im Landfrauenverband, das ist ein wahnsinniges Zugehörigkeitsgefühl!“
Ein paar Buchstaben können so viel ändern. Beispiel: Aus Kultur wird Kuhl-Tour, und schon ist alles gut, denn genau das ist die Milch-Kuhl-Tour: eine richtig gut Sache.
Mehr über die Landfrauen vom KreisLandFrauenverband Friesland/Wilhelmshaven
findet ihr hier:
www.landfrauen-friesland-wilhelmshaven.de
Und zu den Infos über die Milch-Kuhl-Tour geht es hier lang:
www.kreislandvolk-friesland.de
Eine wie Anke Eden-Jürgens steht nicht still, weshalb die begeisterte Radfahrerin unlängst ein weiteres Projekt mit ihrer Bekannten Birgit Luiken ins Leben gerufen hat: die Milch-Kuhl-Tour, eine Fahrrad-Route, die direkt bei ihr am Hof vorbeigeht. „Wir wollten eine nicht zu stark befahrene Route, sie sollte ja fahrradtauglich und erfahrbar sein. Und wir haben uns überlegt, dass die Tour in Jever starten sollte, weil dort früher am Alten Markt der Hauptumschlagplatz für landwirtschaftliche Erzeugnisse war.“
25 Kilometer führt die Milch-Kuhl-Tour ab Jever durchs Wangerland; wobei acht Silhouetten einer lebensgroßen, stählernen Kuh mit Kälbchen einen bestimmten Aspekt im Leben einer Milchkuh thematisieren. Wann gibt eine Kuh erst Milch? Warum ist die Region so grün? Solche Fragen werden per QR-Code beantwortet. Eine grandiose Idee: „Wir wollen damit zeigen, dass diese Kulturlandschaft von der Landwirtschaft, ganz besonders von der Milchwirtschaft so gestaltet worden ist. Dass wollen wir auch den Menschen aus den Großstädten nahebringen, denen wollen wir diesen besonderen Blick gewähren.“
Anke Eden-Jürgens tut viel dafür, dass das die Landwirtschaft im Wangerland nicht stehen bleibt. Entsprechend rosig blickt sie in die Zukunft: „Also ich sehe die Zukunft der Landwirtschaft im Wangerland sehr positiv, dadurch dass das hier so vielseitig ist. Die Produkte, die hier hergestellt oder verarbeitet werden, das ist ja nur Qualität!“
Und wenn sie mal nicht am Melken, auf dem Grünland oder mit den Landfrauen unterwegs ist, dann geht sie mit ihrem Mann tanzen, in einen Tanzsport-Club. „Wir gehen einmal die Woche zum Tanzen und das macht ganz viel Spaß, da denkt man an nichts und kann so richtig gut abschalten. Da ist man ganz bei sich.“ Und wenn sie dann wieder nachhause radelt, gerät sie wieder ins Schwärmen: „Wenn man an der frischen Luft durch die wunderschöne Natur fährt, diese Weite, das ist einfach nur schön. Das ist Lebensqualität, die unbezahlbar ist.“
Oh ja, wir geben ihr recht. Die Landschaft im Wangerland ist etwas ganz Besonderes, eine einzigartige Kulturlandschaft, deren Schönheit verführerisch ist. Und das nicht nur für die Kühe...
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Text: Sylke Sdunzig / Foto: Tom Tautz / Video: Dorian-Vasco Nagel
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